Liebe

Gefühlsbeduselt

Vlada HerzsuchtFluss

|Written by Herzsuchtfluss|

– oder wer war eigentlich ‚Generation beziehungsfähig‘ ?

Frage ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nach, wie es denn in Beziehungsdingen so läuft, habe ich noch nie die Antwort erhalten: ‚Es ist alles prima! Ich bin rundum zufrieden und mit meiner Beziehung vollends glücklich!‘ (– die ersten verliebten Monate natürlich ausgenommen.)

Ich dachte, im Alter gehe ich entspannter mit Beziehungsdingen um. Zumindest dachte ich, dass Anfang 30 entspannter wird als Anfang 20.

Immer das Selbe. Es ist gefühlt immer wieder Dasselbe. Ein Kreislauf, den ich zu durchbrechen versuche, der sich wiederholt. Eine Szene, wechselnder Schauspielpartner. Irgendwann wollte ich diese Rolle nicht mehr spielen. Irgendwann wollte ich aussteigen, aber wann bin ich überhaupt eingestiegen? Wo befindet sich die Tür und wie zum Teufel komme ich hier wieder raus?

Die Liebe.

Die Liebe ist so eine Sache, die Gefühle auch. Gefühle gelten ja als wundervolles Navigationssystem, aber was ist, wenn ich das Navi nicht zu bedienen weiß? Große Liebe, schöner Prinz. Friede, Freude, veganer Eierkuchen. So sah doch der Traum aus. Damals zwar noch nicht vegan, aber ich übe mich ja schließlich im Verzicht und im vernünftig sein. Auch in der Liebe?

Suchterkrankung ist Beziehungserkrankung.

Aber das ist ja nun einmal auch nicht wie bei einer Erkältung, die sich anbahnt und ich weiß, worauf ich mich einstellen muss und nach ein paar Tagen ist das Ding dann auch wieder durch.

Beziehung ist anders, Beziehungserkrankung macht das Ganze eben auch komplizierter – ist ja auch noch nicht kompliziert genug!

Zur Generation beziehungsunfähig wollte ich eigentlich nie wirklich gehören, gehöre ich aber eventuell doch?

Die erste große Liebe.

Aber fangen wir einmal von Vorne an: erste große Liebe: WOW! Die vergisst wohl niemand so schnell. Der Zweite war dann – wie soll ich sagen – eben nicht ganz so nett. Mit dem hielt ich es aber länger aus. Rückblickend betrachtet musste ich mich in dieser Verbindung auch wenig bis gar nicht auf irgendetwas einlassen. Fazit: wenn mich einer nicht will, dann will ich umso mehr, weil ich weiß, dass ich mich nicht auf diese Beziehung einlassen muss. Klingt das logisch?

Der Dritte wollte mich dann. WOW! Aber konnte ich mich auf diese Beziehung einlassen? Schwierig. Da blieb mir nach und nach die Luft weg. Je näher er rückte, desto weniger Luft bekam ich. Ich habe doch noch mein ganzes Leben vor mir! Ich bin doch noch jung! Ich will doch noch so viel sehen und so viel erleben und irgendwie…, irgendwie – vielleicht gibt es noch etwas besseres? Schlussstrich und die Luftzufuhr wurde prompt wieder eingestellt. Glück gehabt.

Die Freiheit.

Versuchen wir es also mit Freiheit und keiner Beziehung. Ist eventuell vorausschauender und dient dem Wohle aller Beteiligten. Ausprobieren und nicht einlassen. Aber eine Beziehung nur auf körperlicher Ebene basierend, macht dauerhaft leer. Ich konnte mir eine Zeit lang etwas vorlügen und mir sagen, das dies der Preis sei, den ich gerne dafür zahle. Aber immerhin zeugte dies in meiner Welt von großer Stärke. Ich kann Gefühle schlucken, einfach gar nicht erst haben. Alles eine Übungssache und Übung macht den Meister. Zeit heilt alle Wunder und auch dieses war irgendwann vorbei. Als nicht – Beziehungstyp stößt man eben auch nur auf körperfixierte nicht – Beziehungstypen. Gleiches zieht ja schließlich Gleiches an. Also kann von Herzensdingen keine Rede sein, denn das hat den Mund zu halten, das wurde ihm so beigebracht.

Irgendwann gibt aber jedes noch so schweigsame Ding einen Laut von sich und dann konnte ich einfach nicht mehr weghören.

Und jetzt?

Rollen wir das Ding von Hinten auf. In Beziehungsdingen tappe ich tatsächlich immer noch latent im Dunkeln. Da ist wieder jemand, der mich will. WOW! Diesmal sagte ich mir, ich versuche Kopf und Herz zusammen zu bringen. Los! Macht schon! Redet jetzt miteinander! In den ersten Schmetterlingsmomenten scheint auch alles noch recht tutti zu sein. Aber leise, ganz leise atme ich ein und aus. Ein und aus und je aufmerksamer ich auf meine Atmung achte, desto mehr fällt mir auf, dass ich meine Lungen nicht vollends mit Sauerstoff füllen kann, dass mir die Luft weg bleibt. Dass ich das Gefühl habe, ich kann nicht wirklich atmen.

Die Stimme wird lauter und sagt: „Ich bin doch noch jung! Ich will doch noch so viel sehen und so viel erleben und irgendwie, ja irgendwie – vielleicht gibt es noch etwas besseres?

Und was hat das jetzt mit Alkohol zu tun?

Der erste Kuss war beduselt, das erste Mal auch. One Night Stand ohne Alkohol? Hatte ich nicht. Als mir auffiel, dass Beziehungsdinge kompliziert sind, wurde Al mein bester Freund. Auf den war wenigstens Verlass, der war immer da. In guten, wie in schlechtes Zeit – bis das der Tod uns scheidet? Er konnte mir zwar nicht das Herz brechen und machte ungewollte Gefühle erträglicher, jedoch ist der gefühllose Deal mit der Fettleber auch etwas faul.

Gefühle dürfen sein! Ich probiere das Ganze jetzt ohne Al. Das scheint mir authentischer zu sein. Die Bindungsangst schreit laut, und so ganz blicke ich in der Diskussion zwischen Herz und Verstand auch nicht immer durch, aber zumindest habe ich einen klaren Kopf. Zumindest trage ich jetzt Verantwortung und schiebe Al nicht permanent vor’s Loch.

Das Ende vom Lied?

Ich übe gerade die zweite Strophe


Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag meines Herzensmädchens Vlada und Ihrem Blog HERZSUCHTFLUSS – der Herzensblog über Sucht und Suche.

Vlada„Es gibt zahlreiche Menschen, die aus irgendwelchen Gründen aufgehört haben auf ihr Herz zu hören, die eventuell das Gefühl haben, das Herz ist auf dem Weg durch das Leben irgendwo verloren gegangen. Oder die das Gefühl haben, das Herz hat irgendwann das Mitspracherecht verloren und versucht man darauf zu hören, fällt es schwer etwas wahrzunehmen.

Mir ging es auch so. Ich hatte mein Herz im Laufe der Zeit bei Seite geschoben, fast völlig vergessen und war auf der Suche. Auf der Suche nach meiner inneren Stimme, auf der Suche nach mir selbst. Auf der Suche an den unmöglichsten Orten, an denen ich eine Zeit lang nur Leere gefunden habe.

Die Sucht kam schleichend, still und unerwartet. Alles in mir hat sich gesträubt, sie wahrzunehmen. Irgendwann zwang sie mich in die Knie. Ich musste kapitulieren.

Doch es gibt einen Weg, einen Weg durch die Sucht das Herz wieder zu hören, um wieder in den Fluss des Lebens einzusteigen und den möchte ich gerne mit Dir teilen.“


Danke Vlada ♥

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